Das vergangene Jahr (2017) zeichnete sich wie schon 2016 durch äußerst niedrige Kapitalmarkt- und Hypothekenzinsen aus. Ein wesentlicher Grund bestand darin, dass die Europäische Zentralbank den Leitzinssatz unverändert auf 0,0 Prozent beließ. Noch sind Baufinanzierungen äußerst günstig, allerdings stellen sich zahlreiche Menschen, die vielleicht in einigen Monaten einen Immobilienkredit aufnehmen wollen, aktuell die Frage, wie sich die Hypothekenzinsen in 2018 entwickeln werden.

Welche Einflussfaktoren werden 2018 für die Entwicklung der Hypothekenzinsen von Bedeutung sein?

hypothekenzinsen entwicklung 2018In diesem Jahr gibt es wieder mehrere Einflussfaktoren, die sich darauf auswirken können, ob die Europäische Zentralbank den Leitzins anhebt und ob in der Folge wieder von steigenden Hypothekenzinsen auszugehen ist. Die wesentliche Frage wird sein, wie sich die Konjunktur innerhalb der Europäischen Union in diesem Jahr entwickelt. Aber auch etwaige Zinserhöhungen in den Vereinigten Staaten dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Weitere Einflussfaktoren wirtschaftlicher und politischer Natur, wie sie beispielsweise im vergangenen Jahr vorhanden waren, zum Beispiel nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, könnten auch in 2018 eine Rolle spielen.

Zusammenfassend sind es aktuell insbesondere die folgenden Faktoren, die sich direkt oder indirekt auf die Geldpolitik der EZB auswirken könnten und somit eine Grundlage für einen möglichen Zinsanstieg bei den Hypothekenzinsen sein könnten:

• Konjunkturelle Entwicklung innerhalb der Europäischen Union
• Zinsschritte in den USA
• Entwicklung der Inflationsrate
• Entwicklung der Renditen von langfristigen Pfandbriefen und Anleihen (zum Beispiel der zehnjährigen Bundesanleihe)
• Wie stark ist der Druck auf die Europäische Zentralbank, ihre Geldpolitik zu ändern?

Mit diesen genannten Einflussfaktoren möchten wir uns im Folgenden etwas näher beschäftigen, denn davon hängt ab, ob sich die Hypothekenzinsen in 2018 auf ihrem aktuell niedrigen Niveau halten oder vielleicht doch Zinserhöhungen wahrscheinlich sind.

Aktueller Blick auf die Hypothekenzinsen

Bevor wir uns darüber Gedanken machen, wie sich die Hypothekenzinsen im Verlauf des Jahres entwickeln könnten, ist es sicherlich interessant, einen Blick auf die aktuelle Zinssituation zu werfen. Derzeit können Sie beispielsweise einen Hypothekenkredit mit einer Zinsfestschreibung von 20 Jahren im optimalen Fall bereits zu einem Darlehenszins von unter zwei Prozent erhalten. Natürlich beeinflussen den von der Bank veranschlagten Zinssatz mehrere Faktoren, wie zum Beispiel Darlehenssumme, Sicherheiten, Eigenkapital sowie Ihre Bonität. Trotzdem zeigt dieses Beispiel, dass sich die Hypothekenzinsen aktuell noch auf einem äußerst niedrigen Niveau bewegen. Je nach gewählter Zinsfestschreibungsdauer sind es die folgenden Zinssätze, zu denen Sie derzeit im Idealfall (vor allem bei sehr guter Bonität und einer höheren Eigenkapitalquote) einen Immobilienkredit erhalten:

• 5 Jahre: ab ca. 0,85%
• 10 Jahre: ab ca. 1,20%
• 15 Jahre: ab ca. 1,60%
• 20 Jahre: ab ca. 1,80%
• 30 Jahre: ab ca. 2,1%
(Stand: Dezember 2017)
Im Idealfall müssen Sie also aktuell für eine Zinsfestschreibung von 30 Jahren, was häufig bereits einem Volltilgerdarlehen gleichkommen würde, lediglich einen Kreditzins in Höhe von rund 2,10 Prozent bezahlen.

Wird sich die Konjunktur in Europa weiter erholen?

Bereits im vergangenen Jahr gab es deutliche Anzeichen dafür, dass sich die Konjunktur innerhalb der Europäischen Union erholt. Insbesondere für Deutschland gibt es aktuell äußerst positive Prognosen, denn das Ifo-Institut sagt zum Beispiel für die konjunkturelle Entwicklung in 2018 das stärkste Wachstum überhaupt seit 2011 voraus. Die aktuelle Prognose des Bruttoinlandsproduktes beläuft sich auf ein Wachstum von 2,6 Prozent. Natürlich ist nicht nur die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland entscheidend, sondern die EZB wirft stets einen Blick auf die gesamte Europäische Union. Allerdings sind die Aussichten auch diesbezüglich durchaus positiv, selbst wenn es insbesondere in den südlichen Staaten wie Spanien, Italien Griechenland noch größere Probleme gibt. Trotzdem sieht die Tendenz bei der konjunkturellen Entwicklung innerhalb der Europäischen Union recht positiv aus, sodass auf dieser Grundlage durchaus eine mögliche Erhöhung des Leitzinses seitens der EZB nicht unwahrscheinlich wäre.

Entwicklung der Inflationsrate als großer Einflussfaktor

Insbesondere die Entwicklung der Preissteigerungsrate, also der Inflationsrate, ist für die Europäische Zentralbank ein wichtiges Kriterium, ob über Zinsschritte nachgedacht wird oder nicht. Prinzipiell ist es so, dass nach wie vor eine Ziel-Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent als ideal angesehen wird. Solange sich die Inflationsrate dieser Marke nicht deutlich nähert, wird es aus Sicht der EZB vermutlich keinen Grund geben, die Leitzinsen zu erhöhen. Aktuell (Stand Dezember 2017) beläuft sich die Inflationsrate innerhalb der Eurozone 1,4 Prozent, sodass es durchaus noch etwas Spielraum bis zur „Zielmarke“ von knapp unter zwei Prozent gibt.

Einflussfaktor amerikanische Notenbank Fed

Selbst wenn es darum geht, ob die Leitzinsen innerhalb der Eurozone angehoben werden und damit Einfluss auf die Hypothekenzinsen genommen wird, sollte man den Einflussfaktor USA nie außer Acht lassen. Die amerikanische Notenbank Fed hat in der jüngeren Vergangenheit bereits Zinsschritte unternommen und Experten gehen aufgrund der positiven Wirtschaftsaussichten in den USA davon aus, dass weitere Zinserhöhungen folgen könnten.

Kritik an der Geldpolitik der EZB wächst

Neben den zuvor genannten Einflussfaktoren, die sich insbesondere auf die konjunkturelle Entwicklung und die Inflationsrate beziehen, gibt es noch einen weiteren Punkt, der durchaus beachtenswert ist. Die bisherige Niedrigzinspolitik bzw. gesamte Geldpolitik der EZB hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht, obwohl der EZB-Leitzins nun schon seit fast zwei Jahren auf einem Niveau von 0,0 Prozent liegt. Trotzdem ist die konjunkturelle Entwicklung bisher noch nicht wie gewünscht. Vor allen Dingen bewegt sich die Inflationsrate auf einem noch recht moderaten Niveau, was ebenfalls nicht Ziel der Geldpolitik der EZB ist. Die Kritik an der Niedrigzinspolitik könnte den Druck auf die EZB erhöhen, vielleicht doch eine Zinserhöhung ins Auge zu fassen. Im folgenden sind einige der diskutierten Kritikpunkte aufgeführt:

• Bisher ist der Erfolg der Niedrigzinspolitik nicht so ausgefallen, wie ursprünglich erwartet
• Gefahren einer Blasenbildung im Aktien- und Immobiliensektor könnten steigen, weil Anleger aufgrund der niedrigen Anlagezinsen verstärkt diese Alternativen nutzen
• Negative Auswirkungen auf Sparer (Guthabenzinsen deutlich unterhalb der Inflationsrate, eine zunehmende Enteignung der Sparer wird kritisiert)
• Notwendige Strukturreformen in den südlichen Staaten bleiben möglicherweise aus, weil die Schulden derzeit kaum Geld (Zinsen) kosten

Fazit: Wie werden sich die EZB-Leitzinsen und somit die Hypothekenzinsen in 2018 entwickeln?

Eine abschließende Prognose zu tätigen, wie sich die Hypothekenzinsen in 2018 entwickeln werden, ist wahrlich nicht einfach. Von der wirtschaftlichen Entwicklung her ist es wahrscheinlich, dass sich die Konjunktur weiter erholt und auf dieser Grundlage eine Erhöhung des Leitzinses zumindest nicht ausgeschlossen ist. Es wird allerdings auch darauf ankommen, ob sich die Inflationsrate ebenfalls in der Hinsicht entwickelt, als dass sie zumindest in Richtung 2-Prozent-Marke geht. Da zudem immer mehr Experten die bisher relativ erfolglose Niedrigzinspolitik der EZB kritisieren, wächst der Druck auf die Europäische Zentralbank, doch einmal Zinserhöhungen ins Auge zu fassen.

Abschließend gehen die meisten Fachleute daher davon aus, dass bereits in 2018 mit moderaten Zinserhöhungen zu rechnen ist. Dazu passt übrigens auch eine Aussage des EZB-Chefs Mario Draghi, der nämlich von „weitgehend ausgeglichenen“ Risiken für die Wirtschaftsentwicklung sprach, während er zuvor stets von einer „abwärts gerichteten“ Entwicklung gesprochen hatte. Dies werten die Fachleute als Anzeichen dafür, dass sich die EZB in naher Zukunft zumindest von extrem lockeren Geldpolitik verabschieden könnte. Zudem beschloss die EZB bereits, ihre monatlich stattfindenden Wertpapierankäufe auf über die Hälfte (30 Milliarden Euro) zu reduzieren, was ein weiteres Anzeichen dafür ist, die sehr lockere Geldpolitik zu beenden.